Inhalt

Ruedi Staub: Im Spannungsfeld zwischen Grafik, Fotografie und Kunst

2. Mai 2024
An den Fotoflohmarkt vor 40 Jahren erinnert sich Ruedi Staub, dieser führte ihn das erste Mal nach Lichtensteig. In dieser Zeit war er noch als freischaffender Fotograf tätig und ahnte nicht, dass er einmal sein eigenes Druckatelier in der Fabrik an der Thur eröffnen würde.

Verein KUNSTfaser im Stadtufer

Gemeinsam mit Nico Lazúla (LIVING MUSEUM LICHTENSTEIG) und Katharina Müller (Atelier im Fluss) hat er den Verein KUNSTfaser im Stadtufer gegründet und nach aufwändigen Renovierungsarbeiten startete vor kurzem endlich das künstlerische Arbeiten in ihrem Gemeinschaftsatelier. Die Flyer und Plakate für das LIVING MUSEUM, beispielsweise, haben Ruedi und Nico gemeinsam gedruckt. Ruedi freut sich auf die Zusammenarbeit untereinander - Menschen, die im LIVING MUSEUM LICHTENSTEIG arbeiten, können unter fachmännischer Anleitung von Ruedi selbstständig an den Druckmaschinen arbeiten. 

Besondere Druckerzeugnisse im Hochdruckverfahren  

Die Idee ist es, dass im Druckatelier Menschen ihre eigenen Projekte mit fachlicher Unterstützung selbst realisieren oder in Auftrag geben können. Zur Verfügung stehen dafür unterschiedliche Druckpressen und ein Handtiegel, der sich auch zum Prägen eignet. In der Werkstatt liegen, fein säuberlich sortiert, Holz- und Bleilettern in verschiedenen Grössen und Schriftschnitten bereit. Auch Linolschnitte und Radierungen können gedruckt werden. Kooperationen mit anderen Werkstätten, wie der “Gallschen Offizin” kann er sich gut vorstellen. Ein Geigenbauer kam bereits auf Ruedi Staub zu, er benötigte besondere Etiketten für seine handgefertigten Musikinstrumente. Natürlich möchte Ruedi aber auch eigene künstlerische Projekte umsetzen. So soll ein Buchprojekt mit Alltagslyrik entstehen. Dafür sammelt er schon jetzt Sprüche und kleine poetische Weisheiten wie den Satz von Mascha Kaléko: “Heute ist morgen schon gestern”.

Von der Typografie zur Fotografie

Ruedi Staub ist gelernter Schriftsetzer – im Atelier steht ein Bild von ihm – 18-jährig und gerade in der Ausbildung zum Typograf in Solothurn. Nach der Ausbildung hatte er jedoch erstmal einige Jahre lang keine Bleibuchstaben mehr in der Hand. Der Wunsch, Grafiker zu werden, führte ihn nach Zürich an die damalige Kunstgewerbeschule. Dort lernte er im Nebenfach Fotografie und nachdem er sich immer mehr für das Fotografieren interessierte, besuchte er zwei Jahre lang die Fotoklasse. Daraufhin arbeitete er lange für Magazine und Zeitungen als freischaffender Fotograf. Es erschienen Bildreportagen u. a. in der NZZ Wochenendbeilage und im Tagesanzeiger Magazin. “Das war eine sehr schöne und lehrreiche Zeit!", erzählt Ruedi. 

Vom DYNAMO zum KunstRaum R57

Als dann das Jugendkulturhaus “DYNAMO” einen Werkstattleiter für Grafik und Fotografie suchte, bewarb sich Ruedi. “Die Stelle war wie für mich gemacht”, lacht er. Endlich konnte er seine beiden Leidenschaften, Fotografie und Grafik, an junge, interessierte Menschen weitergeben. Dem “DYNAMO” blieb er lange treu. Während einem dreimonatigen Atelieraufenthalt in Berlin widmete  er sich neuen Ideen für die Zukunft. Bald war ihm klar, dass er einen OFF-Space eröffnen würde. Und so entstand in Zürich Wipkingen, gemeinsam mit Nico Lazúla der “KunstRaum R57”. Von Anfang an gestaltete und druckte er alle Plakate für die Ausstellungen selbst und druckte sie bei einem Atelier Kollegen in dessen Druckwerkstatt. Irgendwann wurde ihm klar, dass er einmal eine eigene Werkstatt betreiben möchte. Vor rund drei Jahren rückte das Stadtufer als Ort der Möglichkeiten ins Blickfeld. Ruedi und Nico, mittlerweile in einem Loft in Ganterschwil wohnhaft, hörten von dem Projekt, das sich rund um die leerstehende Fabrik gründete und entschlossen sich bald, sich in der Genossenschaft zu engagieren. 

Und was passiert mit dem Kunstkollektiv “LAST”?

“Unser Kunstkollektiv "LAST", mit dem Nico und ich viele künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum  gemacht haben, wird sicherlich in nächster Zeit etwas weniger im Fokus stehen, als in den Jahren davor, denn viele unsere Energien fliessen jetzt in die beiden Projekte hier im Stadtufer”, prognostiziert Ruedi Staub. “Die LAST Projekte werden in Zukunft also etwas leichter!” Ruedi freut sich schon darauf, mehr Zeit in Lichtensteig zu verbringen. “Wir haben hier in kurzer Zeit schon so viele tolle Menschen kennengelernt und sind gespannt auf die Zukunft!"

Druckatelier Ruedi Staub
Stadtufer
Stadtbrücke 3
9620 Lichtensteig
kontakt@ruedistaub.ch
https://www.projekte-last.ch/
https://www.projekte-last.ch/download/2023_Dossier_ruedi%20staub.pdf

Text und Bild: Silke kleine Kalvelage

Ruedi Staub
Ruedi Staub