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Bruno Wickli – Toggenburger Museum und Bibliothek Lichtensteig nutzen Synergien

11. Juli 2024
Zurzeit sind die Schaufenster des Ladenlokals an der Hauptgasse 3 mit Buchseiten aus dem Hauptwerk von Ueli Bräker beklebt, dazwischen gibt es hier und da Einblicke in die neu entstehenden Räumlichkeiten. Es wird umgebaut! Das Toggenburger Museum und die Städtli-Bibliothek Lichtensteig spannen zusammen. In den ehemaligen Verkaufsräumen von Möbel Bleiker entstehen Räume zum Schmökern, Lesen und Lernen.

Bruno Wickli ist der Präsident der Stiftung Toggenburger Kulturerbe und erzählt vom Erneuerungsprozess, den das Museum derzeit angeht.

Was genau hat das Toggenburger Museum zusammen mit der Bibliothek in der Hauptgasse vor?

Das Toggenburger Museum und die Städtli-Bibliothek haben gemeinsam einen Plan ausgeheckt, um beiden Institutionen mehr Sichtbarkeit und Lebendigkeit zu verleihen. Wir bauen die ehemaligen Verkaufsflächen von Möbel Bleiker um. Auf der rechten Seite entstehen die neuen Bibliotheksräume, links entsteht der Ueli Bräker Raum. Hier wird man einiges über das Leben vom «armen Mann aus dem Toggenburg» erfahren. Wie lebte es sich im 18. Jahrhundert? Der Raum wird dem Thema Lesen und Schreiben gewidmet sein und der Geschichte rund um Ueli Bräker. Auch ein Modell vom Städtli Lichtensteig wird dort ausgestellt werden. Die Städtliführungen können zukünftig von dort aus starten. Wir freuen uns schon darauf, dass die Räume im Erdgeschoss dann 24/7 (genau: während je 16 Stunden jeden Tag) zugänglich sein werden. Es wird eine Leseecke geben und man darf zu jeder Tageszeit in den Büchern der Bibliothek schmökern. Zu den Öffnungszeiten der Bibliothek ist dann auch die Ausleihe möglich. Im ersten Obergeschoss wird das Museum später eine Ausstellung über die Industrie im Toggenburg gestalten. Wir haben ein wunderbares Modell der Heberlein Fabrikanlagen und werden dieses mit interaktiven Elementen ergänzen. Mit einem Durchbruch wird der Zugang in die heutigen Räumlichkeiten des Toggenburger Museums ermöglicht. Wir freuen uns sehr, dass wir durch die Zusammenarbeit mit der Bibliothek das Museum auch unter Woche öffnen können, da das Ticketing für das Museum künftig gemeinsam mit der Bibliothek gewährleistet wird. Wir hoffen, dass wir die Räumlichkeiten schon im ersten Quartal 2025 einweihen können.

Und wie ist es zu der Kooperation gekommen?

Ein Strategie-Erneuerungsprozess hat beide Institutionen zusammengeführt. Beide hatten das Bedürfnis nach räumlicher Erneuerung. Es ging ausserdem auch inhaltlich darum, wie wir als Institutionen relevant bleiben und was wir tun können, um unsere Angebote auf die heutigen Anforderungen anzupassen. Die Bibliothek wird dank dem Umzug an die Hauptgasse sichtbarer und das Toggenburger Museum freut sich über mehr Ausstellungsfläche und eine vergrösserte Zugänglichkeit. Das Museum wird interaktive Elemente in die Ausstellung einbauen und es wird zudem haptisch erfahrbare Ausstellungsgegenstände geben.

Wie kam dein Engagement für das Toggenburger Museum zustande?

Ich hatte eigentlich keine Anknüpfungspunkte in Lichtensteig. Ich bin in Neu St. Johann aufgewachsen und in Wattwil in die Kantonsschule gegangen. Später habe ich Geschichte studiert und ich hatte weiterhin Kontakt zu meinem Geschichtslehrer, Hans Büchler. Hans Büchler ist in Geschichtskreisen eine bekannte Figur, er war Präsident und dann viele Jahre lang Kurator des Toggenburger Museums. Irgendwann rief er mich an und fragte, ob ich nicht Präsident des Toggenburger Museums werden möchte. 

Welche Herausforderungen stellen sich dem Museum aus deiner Sicht in Zukunft?

Eine wichtige Frage, die wir uns stellen, ist: Wie können wir als kleines, regionales Museum relevant bleiben? Wir finden, wir müssen das Museum professionalisieren. Zu Beginn dieses Jahres haben wir die Stiftung Toggenburger Kulturerbe gegründet und eine regionale Finanzierung auf die Beine gestellt, sodass wir nun Christelle Wick als Kuratorin mit einem 50% Pensum anstellen können. Eigentlich bräuchten wir eine 80-90% Stelle, um den Betrieb sicherzustellen. Wir sind also nach wie vor auf ehrenamtliche Arbeit angewiesen. Inhaltlich versuchen wir natürlich auch unsere Sammlungsbestände aktuell zu halten. Zuweilen muss auf einer Auktion eine teure Wappenscheibe aus dem 16. Jhdt. erstanden werden. Ausserdem braucht es auch ein besonderes Auge für die neuere Vergangenheit. Wir sind beispielsweise auf der Suche nach privaten Fotobeständen und Videoaufnahmen aus dem 20. Jahrhundert, die historisch interessant sein können. Für die Zukunft wünschen wir uns weiterführende Kooperationen mit anderen Museen und Bibliotheken.

Bruno Wickli arbeitet als Business Analyst für die AXA Versicherungen. Er kümmert sich um die Digitalisierung des Zahlungsverkehrs. Er ist ein promovierter Historiker und freut sich, durch sein Ehrenamt im Toggenburger Museum seinen Beitrag zur Vermittlung der Toggenburger Geschichte zu leisten.

Toggenburger Museum: Öffnungszeiten

Sonntag 13.00 - 17.00 Uhr
Hauptgasse 1
9620 Lichtensteig
+41 71 988 81 81

Führungen für Gruppen und Schulklassen auf Anfrage: +41 71 985 08 49

https://toggenburgermuseum.ch/
info@toggenburgermuseum.ch

Text und Bild: Silke kleine Kalvelage

Bruno Wickli
Bruno Wickli