Urs Widmer erinnert sich: “Lichtensteig hatte früher eine ganz andere Bedeutung als Markt- und Industriestädtchen. Es gab viel Industrie, die Textilbranche war hier stark vertreten. Es gab viele Restaurants und vier Metzgereien. Als dann nach und nach die Fabriken schliessen mussten, sanken auch die Einwohnerzahlen und viele Restaurants und Fachgeschäfte verloren ihre Kundschaft.” Trotzdem hat sich die Metzgerei Widmer halten können.

Auf seine Produkte ist Urs Widmer stolz. Für den Bauernspeck ist die Metzgerei Widmer über das Toggenburg hinaus bekannt. Die gute Qualität wissen auch die Kund*innen der Metzgerei zu schätzen. Es wird viel Lob ausgesprochen. “Früher war es normal, dass es in jedem Ort eine Metzgerei gab, jetzt ist das nicht mehr unbedingt der Fall. Das ist auch unserer Kundschaft bewusst”, erzählt Urs Widmer. Zum Einkaufen kommen einige auch von weiter her. “Zur Friedensrede von Winston Churchill auf dem Fraumünsterplatz anno 1946 musste mein Vater viermal nach Zürich fahren, um Produkte auszuliefern. Das ist eine Anekdote, die mein Vater immer wieder gern erzählt hat.” Die Metzgerei Widmer beliefert auch heute weiterhin einige Restaurants in Zürich.

Urs Widmer steht sehr gern im Geschäft und bedient mit viel Freude seine Kund*innen. Besonders gern stellt Urs Widmer Wurst her. Dienstagabends bekommt man Widmers Würste frisch vom Grill angeboten. Der Duft lockt regelmässig viele Städtli Einwohner*innen unter die Arkaden vorm alten Rathaus. Der Wurschtziischtig ist eine Institution, hier trifft man sich und tauscht die neuesten Neuigkeiten aus. Seit 20 Jahren gibt es den Grillstand am Dienstagabend schon. Urs Widmer erinnert sich lächelnd: “Anfangs war ich gar nicht so begeistert von der Idee des Gewerbevereins aber dann bot sich Marcello vom L ́Angolino an zu grillieren. Über viele Jahre haben es auch Dagobert und Rita Fluri gemacht und mittlerweile kümmert sich Christoph Werder mit viel Freude um den Stand.”

Geschäftlich gesehen ist Urs Widmer zufrieden. Er würde das Geschäft gerne einmal weitergeben, es hat sich aber leider bisher nicht die richtige Person gefunden und so macht Urs Widmer vorerst weiter. Er ist froh um seine treuen Mitarbeiter*innen, denn er weiss, wie schwer es ist, neues Personal in seiner Branche zu finden. Es gibt nur sehr wenige junge Menschen, die heute noch das Metzgerhandwerk lernen wollen. Der Nachwuchs fehlt.

Jeder Tag bietet Herausforderungen, denen sich Urs Widmer gern widmet, um seine Kund*innen mit guten Produkten zu erfreuen. Es ist wichtig, die richtigen Tiere zu kaufen. Auch gibt es immer wieder neue Vorschriften zu beachten.

Urs Widmer lebt gern in Lichtensteig, auch wenn er manchmal wehmütig an alte Zeiten denkt. Es war immer viel los im Städtli, die Häuser und Plätze waren mit bunten Blumen geschmückt und abends traf man sich im Verein oder in der Beiz. Und wenn die Person, die man treffen wollte, nicht dort war, dann fand man sich in der anderen. Urs Widmer findet: ”Der Goldene Boden könnte noch etwas lieblicher gestaltet werden. Die essbaren Pflanzen sehen nicht immer gleich schön aus. Auch wenn die Idee nicht verkehrt ist.” Sehr schön findet er die Entwicklungen am Flöözli und am Weinberg und lobt die Arbeit der Beteiligten.

Foto: Silke kleine Kalvelage

Öffnungszeiten: 
Mo, Di, Do, Fr: 08.00 bis 12.15 Uhr und 13.30 bis 18.30 Uhr
Mi: 08.00 bis 12.15 Uhr
Sa: 07.00 bis 14.00 Uhr